Zweite Etappe von Nynäshamn nach Gävle
Am 18. Mai, wir lagen in Närshamn auf Gotland, traf eine Nachricht unserer Enkelin bzw. Nichte (26) ein: Ich hab noch eine Woche Urlaub übrig. Vom 24.-30. Mai. Kann ich mit euch segeln? Grundsätzlich schon, Borderfahrung hat sie, ist schon mit uns von Helsingør bis Varberg gesegelt. Aber wie und wo sollen uns treffen? Auf Gotland? Nicht so einfach. Nach einigen Messages stand fest: am besten geeignet ist Nynäshamn. Flug von Düsseldorf nach Stockholm Arlanda, von dort mit der Bahn in gut zwei Stunden nach Nynäshamn. Der Bahnhof von Nynäshamn liegt fast auf der Pier, 500m zu Fuß vom Bahnste.g zum Bootssteg.
Für die Rückreise gab es drei Alternativen, je nach Wetter, Wind und Vorwärtskommen: Kapellskär, wo die Fähre zu den Ålands abgeht (Busverbindung nach Stockholm Arlanda), Öregrund (kombinierte Bus-/Bahnfahrt zum Flughafen) oder Gävle (Zugverbindung ohne Umstieg).
Die Anreise wäre beinahe gescheitert. Am 24. Mai um 6:10Uhr ging der Zug von Gütersloh nach Düsseldorf. Zunächst pünktlich, doch kurz vor Dortmund blieb der Zug stehen. Weichenstörung. Keine Weiterfahrt möglich. Die Drähte mit der Familie in Gütersloh liefen heiß. Schließlich setzte sich ihr Bruder ins Auto, fuhr nach Dortmund Kuhn, holte seine Schwester aus dem Zug, fuhr sie nach Düsseldorf, wo sie um 9:30Uhr eintrafen. Um 9:40Uhr ging der Flug nach Stockholm. Wie gut, wenn man abends zuvor online eingecheckt und nur Handgepäck dabei hat! Dann reichen auch zehn Minuten, um noch mitgenommen zu werden. Der weitere Reiseverlauf war unproblematisch. Um 14:40Uhr konnten wir uns in die Arme schließen. Den Nachmittag nutzten wir für Einkäufe; unter anderem konnte ich die schwedische Båtsportkort “Bottenhavet södra“ erstehen. “Bottenhavet norra“ war auch hier nicht zu bekommen.
Am 25. Mai segelten wir mit achterlichem Wind in geschützten Gewässern nach Norden, nach Stavsnäs (34nm). Ursprünglich wollten wir in die gegenüber liegende Norrviken, sxk uthamn, hätten dort aber keinen Landstrom gehabt. Es wäre trotzdem die bessere Wahl gewesen. Denn am 26. Mai, um kurz vor 8Uhr, raste eine “Meute“ von etwa zwanzig Booten der schwedischen Marine an Stavsnäs vorbei. Fünf Minuten später war deren Heckwelle da, warf Schiffe und Schwimmsteg, an dem wir längsseits lagen, auf und nieder. Alle unsere fünf Fender flogen auf den Steg, die Scheuerleiste knallte auf den Schwimmsteg, und ein etwa 3x6cm großes Gelcoat-Stück platzte ab.
Nach dem Schreck in der Morgenstunde verließen wir Stavsnäs umgehend mit dem Vorsatz, nie wieder hinzufahren. Kaum waren wir losgefahren, verringerte sich die Sichtweite auf etwa 5kbl, besserte sich bis um Mittag wieder. Nachmittags, wir passierten gerade Kapellskär, holte uns der Nebel mit nur 200mS ichtweite wieder ein. Zum Glück schon außerhalb des Furusundsleden, wo die Fähren Helsinki-Stockholm verkehren, und nur für etwa eine halbe Stunde. Abends erreichten wir nach 40nm Arholma (sxk-Boje). Hier endete das uns bis dahin bekannte Revier.
Am 27. Mai erwärmte die Morgensonne nach kalter wolkenloser Nacht (8°C) das Schiff. Wir segelten mit SW und SSW 4-5Bft, ablandig und böig, am ursprünglichen Ziel Öregrund vorbei. Erstens, weil Öregund optisch keinen einladenden Eindruck auf uns machte und mit prohibitiv hohen Hafengebühren abschreckte, und zweitens um das (noch) schöne Segelwetter zu nutzen. So fuhren wir nach Ängskär (52nm), eigentlich erst für den Folgetag geplant. Dort lagen wir längsseits in Lee hinter einer hohen Pier, so dass uns die nächtlichen SSW-Böen bis 28kn kaum etwas anhaben konnten (Foto rechts).



Wir waren nun unserem Reiseplan um einen Tag voraus, konnten also einen ungeplanten Stop einlegen. Da Brot an Bord knapp war, sollte es eigentlich in einen Hafen mit Einkaufsmöglichkeit gehen. Wir entschieden uns aber dagegen und für Müsli, Cornflakes und Zwieback zum Frühstück. Denn es lockte ein winziger Steg in Sillrabben, 5nm vor Gävle, im Naturreservat. Zufällig in der Navionics-App entdeckt und dank einer HydrographicaDetailkarte in der App auch für uns mit 2m Tiefgang ansteuerbar. Dahin zu gelangen machte uns der Wind schwer: Auslaufend aus Ängskär erst noch böiger SSW. Die vorhergesagte Drehung auf SE blieb aus, statt dessen W mit 2-3Bft. Aber nur für 90 Minuten, dann Flaute. Nach 30 Minuten Wartezeit dann Wind aus E, langsam zunehmend auf 3Bft. So kamen wir später in Sillrabben (32nm) an als gedacht. Der Steg war noch kürzer als erwartet, kürzer als das Schiff. An Land ein brütender
Schwan, der sich dabei aber nicht stören ließ. War Menschen wohl gewohnt. Wir blieben vom Nest
fern. Ein Schönwetter-Liegeplatz. Bei Starkwind ungeeignet, allenfalls aus Nord, jedenfalls für Boote
von acht Tonnen Verdrängung. Dafür ist der Steg zu schwach verankert.
Am 29. Mai war es nur noch ein “Katzensprung“ von 5nm bis nach Gävle. Bei schwachem Ostwind
brauchten wir dafür fast zwei Stunden. Man segelt am Öl- und Containerterminal vorbei in eine
Flussmündung. Kurz vor einer niedrigen Straßenbrücke (2,4m) liegt auf der Backbordseite der
Gästhamn (Auslegerboxen, nicht rechtwinklig zum Steg). Zwei Lebensmittelmärkte fußläufig. Zum
Bahnhof etwa 1km. Am 30.05. um 10:01Uhr ging der Zug zum Flughafen. Die Rückreise nach
Gütersloh war störungsfrei.

Track der zweiten Etappe, aufgezeichnet mit der Navigations-App iSailor. Statistische Daten der zweiten Etappe: 163nm, davon 2nm unter Motor. Motorstunden 1h 9min.
