Höga Kusten

Erste Etappe von Neustadt in Holstein nach Nynäshamn

Am Gründonnerstag, dem 17. April 2025, brachen wir mit dem Mietwagen von Gütersloh nach Neustadt in Holstein auf. Wir, das sind Vater (94) und Sohn (65). In Neustadt in Holstein wartete unser Boot, eine HR372. Sie wurde noch am selben Tag ins Wasser gesetzt und in den nachfolgenden zehn Tagen für die Reise vorbereitet. Mildes, freundliches, teils sonniges Wetter begünstigten diese Arbeiten.

Wir planten einen Törn an die Höga Kust en, zu deutsch Hohe Küste. Sie liegt an der schwedischen Ostküste im Bottnischen Meerbusen, ist Weltnaturerbe und zeichnet sich durch die weltweit höchste Landhebung seit der letzten Eiszeit aus. Bekannt ist sie fürs Wandern. Wir wollen dort eher wasserwandern.

Die Höga Kusten sind für uns unbekanntes Revier. Wir waren zuvor in den Stockholmer Schären, hatten die Papier-Seekarten bis dorthin, aber nicht darüber hinaus. An Bord waren die Navionics-Seekarten auf dem iPad-Plotter mit laufender Aktualisierung (immer da, wo WLAN ist).

Der Auftakt am 28. April war vielversprechend. Schwachwind aus Süd um 2Bft war vorhergesagt. Daher planten wir nur 8nm bis Grömitz, doch es wurden 24nm bis nach Großenbrode. DMI hatte mal wieder recht gehabt und für den Nachmittag E-Wind prognostiziert. Zur Nacht ankerten wir im Großenbroder Binnensee.

Am nächsten Tag ging es noch besser weiter. Zwar fehlte der Sonnenschein des Vortages, doch westliche Winde waren angesagt. Die Route nach Gedser war geplant (35nm), es wurden aber 65nm bis Klintholm. Unser längstes Etmal ever. Der 30. April wurde auch besser als gedacht; statt geplant nach Gislövsläge oder Åbbekas zu segeln schafften wir 57nm bis Ystad. Dort verbrachten wir einen Flautentag im Hafen; Feier- und Ruhetag auch für den Wind. Am 2. Mai bei Schauerwetter und -böen bis Simrishamn (27nm). Am 3. Mai doch nicht nach Hanö oder Tärnö, sondern gleich nach Ronneby (51nm). Dort verbrachten wir drei Tage auf Einladung schwedischer Segelfreunde im Hafen der Ronneby Segelsällskap. Regen, Nachtfrost mit Raureif auf Deck und Stegen und nachfolgenden Starkwind aus Nord wetterten wir hier ab.

Am 6. Mai segelten wir bei umlaufenden Winden 14nm weiter nach Garpahamnen auf Hasslö, am 7. Mai bei westlichen, ab Mittag urplötzlich östlichen Winden durch den Södra Kalmarsund bis nach Mörbylånga auf Öland (51nm). Weiter an Ölands Ostküste nach Borgholm (9. Mai, 25nm), Byxelkrok (10. Mai, 38nm, erster Kreuzkurs der Reise) und Böda auf der NE-Seite Ölands (11. Mai, 16nm). Gotland war für den schwachen Wind des 11. Mai zu weit entfernt; in den Vändburg nya hamn im SE Gotlands segelten wir bei strahlendem Wetter erst am 12. Mai (49nm). Schwacher Wind, 8-10kn nur, aber perfekt in der Richtung. Mit leicht aufgefierten Schoten und vollem Travellereinsatz liefen wir auch so meist 5kn über Grund. Ein Hoch auf ein sauberes Unterwasserschiff!

Für den 13. Mai waren letztmalig südliche Winde angesagt, bevor eine längere Nordwindphase unsere Weiterfahrt nach N beeinträchtigen, ja unmöglich machen würde. Dieselbe Situation hatten wir im Mai 2022 an der Ostküste Gotlands; damals wetterten wir in Herrvik ab, bei NE unruhig. Den dann einlaufenden Schwell wollten wir kein zweites Mal miterleben, erinnerten uns an den kleinen Fischereihafen Närshamn (21nm), wo wir im Mai 2019 schon einmal waren. Dort blieben wir sieben Tage. Ein stabiles Hoch über den Britischen Inseln und Island mit Keil nach Lappland sowie ein stationäres Tief über dem Baltikum und Nordpolen hielten uns tagelang mit Regen, Kälte und Starkwind aus N bis NE in Närshamn fest. Unser langer Aufenthalt fiel auch der schwedischen Kustbevakning auf. Mitte Mai sind in Gotland kaum Boote unterwegs, und man ist hier wegen der Nähe zu Russland und der Sabotagen an Unterwasserkabeln und Pipelines sehr aufmerksam, aber äußerst freundlich.

Am 20. Mai ging es endlich weiter. Aber nicht weit. Nur bis Herrvik (18nm), denn der passende Westwind wehte nur morgens bis 10Uhr. Danach schon wieder Nordwind. Den dann nach Herrvik einlaufenden Schwell nahmen wir in Kauf; der Nordwind sollte ja schon abends wieder enden. So war es auch. Am 21. Mai wehte es aus Südost, perfekt für die Weiterfahrt nach Lauters hamn auf Fårö, der Gotland im NE vorgelagerten Insel (34nm). Auslaufend aus Herrvik nur 6kn Wind, im Fårösund dann 22kn. Wir mögen Lauters hamn mit seinem steinigen spröden Charme, sind zum dritten Mal dort. Mit dem Fahrrad sind es knapp 10km bis zu den sehenswerten Raukar auf Langhammarshammaren auf der Nordseite Fårös. Dieses Jahr war ich nicht dort. Zu kalt.

Eigentlich sollte es am 22. Mai wieder ans Festland zurückgehen, aber die Windkonstellation – auf der Ostseite Gotlands südliche Winde, auf der Westseite nördliche Winde – schreckte ab. Nördliche Winde konnten wir für geplante 69nm bis Nynäshamn auf keinen Fall gebrauchen. Also warten auf den 23. Mai, da wurde auch für das Seegebiet westlich Gotlands Südwind mit 4Bft, in Böen 6Bft vorhergesagt.

Eigentlich sollte es am 22. Mai wieder ans Festland zurückgehen, aber die Windkonstellation – auf der Ostseite Gotlands südliche Winde, auf der Westseite nördliche Winde – schreckte ab. Nördliche Winde konnten wir für geplante 69nm bis Nynäshamn auf keinen Fall gebrauchen. Also warten auf den 23. Mai, da wurde auch für das Seegebiet westlich Gotlands Südwind mit 4Bft, in Böen 6Bft vorhergesagt.

So kam es auch. Am 23. Mai segelten wir die 69nm von Lauters hamn bis Nynäshamn in elf Stunden bei SSW-, später S-Wind mit 16 bis 25kn, lange Zeit unter Fock und doppelt gerefftem Groß, später nur unter Fock ablaufend. Die Schiffsbewegungen in der Welle machten dem Senior an Bord zu schaffen, vor allem beim Auf und Ab im Niedergang. Zum ersten Mal gelang uns die Rückkehr von Gotland ans Festland ohne stundenlanges Motoren. 2019 und 2022 hatte uns Flaute auf halber Strecke überrascht.

Nynäshamn ist kein schnuckeliger, sehenswerter Hafen und bei Südwind unruhig. Ruckdämpfer in den Festmachern sind dann unerlässlich. Aber er hat auch Vorzüge, nicht nur bei der Verproviantierung. Mehr dazu in der zweiten Etappe.

Dies ist die Aufzeichnung unseres Tracks in einer nur noch für diesen Zweck genutzten Navigations-App (iSailor). Statistische Daten der ersten Etappe: 559nm, davon 8nm unter Motor. Motorstunden 4h 29min. Mit Ausnahme der einen Woche in Gotland waren die Winde meistens günstig; es gab nur einen Tag mit Kreuzkursen. Nur eine Nacht vor Anker, sonst immer in Häfen. Es war uns in diesem Mai einfach zu kalt.